Einfach genial:
das Verhältnis von Energie und Leistung


Das Fahrrad ist eine wunderbare Maschine. Es wiegt nur etwa ein Fünftel unseres eigenen Körpergewichts und verleiht uns dennoch quasi Flügel: Mit dem Rad sind wir rund fünfmal so schnell wie zu Fuß und kommen mit der gleichen Kraftanstrengung auch etwa fünfmal weiter. Mit dem Fahrrad, so schreibt Hans-Erhard Lessing in seinem "Fahrradbuch", habe der Mensch die biologische Evolution überflügelt, bewege sich - bezogen auf das Körpergewicht - effizienter fort als Möwe, Pferd oder Lachs. Das Besondere am Fahrrad ist die enge Verbindung, die Mensch und Maschine beim Radfahren eingehen. Wer wissen möchte, warum wir Radfahren können und was dabei passiert, sollte sich mit der Physik und Biomechanik des Radfahrens und nicht nur mit der Physik des Fahrrades beschäftigen. Bezieht man den Energieverbrauch pro km nicht auf das Gesamtgewicht des jeweiligen Fortbewegungsmittels, sondern auf die Nutzlast (hier 1 Person), so wird noch deutlicher, wie sparsam das Fahrrad und wie energiefressend unsere motorisierte Fortbewegung ist. Der Rad fahrende Mensch geht äußerst sparsam mit Energie um. Deutlich wird dies bei einer Energiebilanz bezogen auf die beförderte Person.

Dennoch verblüfft zunächst, was ein Spitzensportler wie Jan Ullrich am Tag so alles vertilgt: Seine tägliche Portion enthält fünf- bis sechsmal so viel Energie wie die eines typischen Büroarbeites, nämlich bis zu 15.000 kcal oder rund 60.000 kJ. Umgerechnet auf die gesamte Fahrtstrecke ist das aber gar nicht so viel. 60.000 KJ, das entspricht dem Energiegehalt von etwa zwei Liter Benzin. Bleiben wir einen Moment in der Benzin-Welt: Fährt der Radprofi damit eine 260 km-Etappe, so beträgt sein Verbrauch auf 100 km - umgerechnet in Benzin - gerade mal 0,7 l, und dies bei einer beachtlichen Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 40 km/h. Wer wandert, verbraucht - bezogen auf die zurückgelegte Strecke- etwa genauso viel. Freizeitradler fahren langsamer und deshalb noch sparsamer, vor allem weil bei niedrigen Geschwindigkeiten der Windwiderstand eine geringere Rolle spielt (vgl. folgender Abschnitt). Sie kommen mit rund 40 kJ pro km, also 4000 kJ oder 0,1 l Benzin-Äquivalente pro 100 km aus. Nicht mitgerechnet ist dabei der so genannte Grundumsatz, also die Energie, die der Körper braucht, allein um den Stoffwechsel aufrechtzuerhalten (rund 7000 kJ pro Tag, da entspricht einer Dauerleistung von etwa 80 Watt).
(nach www.quarks.de)