Mountainbiken ist mehr

Supersize me
Ein Selbstversuch in Fastfood - ein Film von Morgan Spurlock
Ein Arbeitsblatt für die Schule

Warum sind die Amis so fett?
Der New Yorker Filmemacher Morgan Spurlock ging in "Michael-Moore-Manier" (amerik. Doku-Filmer) dieser tief schürfenden Frage nach und ernährte sich im Selbstversuch 30 Tage lang nur von Produkten der größten Fastfood-Kette der Welt. Erstaunliches kam zu Tage: 25 Pfund mehr auf den Rippen, Leberwerte zum Erschrecken und Blutwerte, die seine Ärzte in höchste Alarmbereitschaft versetzten…
In seinem satirischen, mehrfach ausgezeichneten Film, fragt Spurlock nach der Verantwortung der Konzerne und Konsumenten, nach dem großen Geld, das mit der "Fastfood-Kultur" gemacht wird und nach den Möglichkeiten, die schwergewichtigen Amerikaner wieder zu einem gesünderen Volk zu machen. Ein ironischer Schlag in den Magen, angereichert mit viel Fett und Fakten über eine fragwürdige Mega-Industrie.
"Amerika ist die fetteste Nation auf Erden, herzlichen Glückwunsch!"
Das ist einer der ersten Sätze in Morgan Spurlocks preisgekrönter Doku-Satire über die Fast-Food-Manie und deren Folgen in den USA. Geschockt von den Fakten über die verfettete Bevölkerung seines Heimatlandes fragt der Filmemacher, ob es eine direkte Verbindung zwischen der Fastfood-Ernährung und dem lebensbedrohlichen Übergewicht, unter dem viele Amerikaner schon heute leiden, gibt: Seit 1980 hat sich die Zahl der Fetten in den USA verdoppelt.
Fast 37 % der Amerikaner sind übergewichtig, bei den Erwachsenen sind es sogar 2/3 der Bevölkerung. Fettreiche Ernährung ist in den USA nach dem Rauchen die zweithäufigste vermeidbare Todesursache. Die Zahl der Fastfood Restaurants nimmt noch immer rapide zu.
Fastfood ist immer und überall verfügbar, es ist billig, macht schnell satt (zumindest für einige Zeit) und passt zum heutigen überdrehten und hektischen Lebensstil. Auf dem Weg von einem Termin zum nächsten schnell bei Kentucky Fried Chicken halten; nachts nach dem Kino noch kurz bei Burger King rein; auf der langen Autofahrt einen preiswerten Kaffee (na gut, und einen Schoko-Muffin) von McDonald's. Keine Einzelfälle. Millionen von Menschen essen täglich Fastfood, manche sogar mehrmals am Tag.
Aufgrund dieser erschreckenden Fakten startet Morgan Spurlock einen spektakulären Selbstversuch: Nachdem ihm verschiedene Ärzte und Gesundheitsberater seine absolute körperliche Fitness attestiert haben, legt er ein Gelübde ab. Zum Entsetzen seiner Freundin Alex (sie ist von Beruf "Vegan Chef", eine vegane Ernährungsberaterin!) wird er 30 Tage ausschließlich bei McDonalds essen. Hier seine Regeln: Keine Ausnahmen. Gegessen wird nur, was es bei McDonald's gibt. Frühstück, Mittagessen, Abendessen - keine Mahlzeit darf ausgelassen werden. Am ersten Tag schmeckt es dem Burger-Liebhaber Spurlock noch so richtig gut! Er lebt schließlich den Traum eines jeden Achtjährigen. Tag zwei und ein "Double-Quarterpounder-with-Cheese-Super-Size-Menü" bringen ihn schon zum ersten Mal an seine Grenzen. Spätestens ab Tag zehn wird das, was anfangs nur verrückt und witzig klang, zu einer wirklichen Herausforderung...

McDonalds ist der Fastfood-Gigant in einem durchaus dubiosen Geschäft voller Branchen-Riesen. In den weltweit 30.000 Filialen essen täglich 46 Millionen Menschen - soviel wie die Gesamtbevölkerung Spaniens. In den USA hat McDonalds 43% Marktanteil und ist überall: in jeder Kleinstadt, an Flughäfen, Bahnhöfen und sogar - traurige Ironie - in Krankenhäusern.
Aber Spurlock belässt es nicht bei der Kritik an dem viel gescholtenen Marktführer. Während seiner Fast-Food-Diät reist er durch die USA, nimmt Schulkantinen-Essen ins Visier, sucht das Gespräch mit Fastfood-Fans und Fitness-Trainern, mit Ernährungsexperten und Marketing-Profis der Nahrungsindustrie, mit Politikern und Fastfood-Lobbyisten. Spurlock verdeutlicht, dass die Vorliebe für preiswertes, jederzeit verfügbares und schnell sättigendes Essen ein gesellschaftliches Phänomen ist, dessen Wurzeln tief im mobilen "American Way of Life" verankert sind. Und er zeigt schonungslos die Folgen dieses Lebensstils: den Horror der Radikal-Diäten, die Geschäftemacherei mit Nahrungszusätzen; den gesundheitlichen Niedergang der "fettesten Nation der Welt".

Spurlocks zunächst amüsantes Selbstexperiment bekommt gegen Ende des Films eine unerwartet dramatische Note. "BigMacs" und "Freedom Fries" haben ihn innerhalb eines Monats um 25 Pfund schwerer gemacht. Sein Körperfett-Anteil ist von 11 auf 18 Prozent hochgeschnellt, der Cholesterinspiegel liegt bei ungesunden 230 (vorher unbedenkliche 168) und seine Leberfettwerte sind so dramatisch, dass ihm ein Arzt zum vorzeitigen Abbruch rät. Außerdem ist er depressiv, hat Kopfschmerzen und fühlt sich antriebslos. Und Spurlocks Freundin muss zugeben, dass die Libido ihres Freundes leider auch nicht mehr das sei, was sie einmal war...

Ist die Überfettung der Amerikaner auf einen Mangel an Selbstdisziplin zurückzuführen? Oder tragen die allgegenwärtigen Fastfood-Konzerne für die Fett-Kranken eine ähnliche Verantwortung wie die Tabakindustrie für Nikotinsüchtige? Wie präzise Spurlock mit seiner Attacke auf Fettsucht und Ernährungsindustrie einen empfindlichen Nerv nicht nur der Amerikaner getroffen hat, zeigt das überwältigende weltweite Medien-Echo.
(bearbeitet nach: www.super-size-me.de)

Supersize me - auch in Europa
Europäische Kardiologen haben der Ernährung der EU-Bürger ein schlechtes Zeugnis ausgestellt und die extragroßen XXL-Portionen der Fast-Food-Ketten kritisiert. Übergewicht befördert Diabetes. Diabetiker haben ein 20-prozentiges Risiko, einmal eine Herzkrankheit zu erleiden, sagte Fleck. Weitere Risikofaktoren wie Alter und Rauchen seien dabei noch nicht mit eingerechnet. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in westlichen Industriestaaten noch vor Krebs die Todesursache Nummer eins. (dpa)

Gegenangriff
McDonald's blies nun selbst zur Gegenoffensive. In einem offiziellen Statement von McDonald's Deutschland heißt es: "Ein Selbstversuch, wie ihn Herr Spurlock durchgeführt hat, ist unverantwortlich und realitätsfremd. Jeder Mensch, der täglich 5000 Kalorien zu sich nimmt und sich einseitig ernährt, wird zwangsläufig an Gewicht zunehmen." McDonalds sieht in dem Film ein Marketing- und PR-Instrument, um "den Autor selbst und seinen vordergründigen Selbstversuch öffentlichkeitswirksam bekannt zu machen". Nun greift der Burger-Riese selbst in die Public-Relation-Trickkiste und bietet "Qualitäts Scouts" die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu blicken. Die Scouts werden (nur in Deutschland) zu Kartoffel-, Salat-, Brötchen- und Rindfleisch-Touren geladen. (www.kurier.at)

Morgan Spurlock über die Reaktionen auf seinen Film "Supersize Me"
Interview in der Welt am Sonntag
WELT am SONNTAG: Warum stopft sich ein Regisseur 30 Tage lang mit McDonald's-Produkten voll?
Morgan Spurlock: Weil ich einen guten Film machen wollte. Vor zwei Jahren saß ich an Thanksgiving vor dem Fernseher und sah eine Nachrichtensendung: Darin behauptete ein Sprecher von McDonald's, dass das Essen seiner Firma so nahrhaft sei. Ich hatte eine Erleuchtung: Das musst du ausprobieren. Ich rief einen Freund an, der Kamera führen sollte, und der meinte nur: "Was für eine großartige schlechte Idee." Welche Folgen hatte Ihre Diät?
Spurlock: Ich nahm 25 Pfund zu. Meine Cholesterinwerte stiegen von 168 auf 230 an. Meine Leberfettwerte kletterten so stark, dass ein Arzt meinte, ich würde mein Leben gefährden. Zudem war ich ständig schlapp und bekam Depressionen. Im Bett spielte sich auch nicht mehr viel ab.
Haben Sie lange gebraucht, um sich wieder davon zu erholen?
Spurlock: Rund zwei Wochen. Meine Freundin ist veganische Chefköchin, die entwickelte eine spezielle Diät für mich.
Wollten Sie zu einem Vorkämpfer für gesunde Ernährung werden?
Spurlock: Mein Film hat auch eine Symbolwirkung. Mit einem Budget von 65 000 Dollar hat er ein so gewaltiges Echo erzielt. Das sollte den Leuten Mut geben: Jeder von uns kann etwas gegen diese Großunternehmen tun und damit die Gesellschaft verändern.
Sie gehen mit Ihren Landsleuten und deren Essgewohnheiten hart ins Gericht. Ist so etwas antiamerikanisch? Spurlock: Ich greife nicht Amerika an, sondern seine Probleme. Täglich essen 46 Millionen Menschen bei McDonald's. Das ist die gesamte Bevölkerung Spaniens. Die Firma gibt 1,4 Milliarden für Werbung aus. Gegen so etwas muss man ansteuern. Aber nicht indem man die Fast-Food-Industrie verklagt, sondern indem man das Bewusstsein der Menschen verändert.
Wie stark waren die Widerstände der Nahrungsmittel-Lobby?
Spurlock: Der direkte Widerstand war nicht so groß. Diese Unternehmen zeigen ihren Einfluss auf andere Weise. MTV weigerte sich zuerst, die Werbespots für unseren Film auszustrahlen. Erst als die Sache in die Medien kam, machte man die Entscheidung rückgängig. In den USA wollten viele Radioreporter Interviews mit mir machen, dann wurden sie zurückgepfiffen. McDonald's war Sponsor.
Gibt es in den USA kein Recht auf freie Meinungsäußerung mehr?
Spurlock: So etwas kann überall passieren. In Deutschland war es genauso. Journalisten von Pro 7 und Sat 1 hatten wegen eines Gesprächs angefragt. Auch sie wurden von höherer Ebene zurückkommandiert - mit der gleichen Begründung.
(Das Gespräch führte Rüdiger Sturm - Welt am Sonntag)

Arbeitsanleitungen
Was will Spurlock mit seinem Doku-Film erreichen?
Welche Kritik wird an Fast Food Konzernen geübt?
Wie reagiert McD auf den Film? Beurteile die Äußerungen und Maßnahmen!
Was glaubst du, sind die Gründe, dass junge Leute (meist wider besseres Wissen) Fast Food essen?
Interviewe dazu deinen Banknachbar!
Zeige möglichst viele wirtschaftliche Folgen und Zusammenhänge des Fast Food Essens auf! (nm)