Karwendel 2007/2

Auf da Hüttn

 

ok07_63.jpgDer erste Blick an der Falkenhütte fällt auf das Mountainbike, das hoch über unseren Köpfen schwebt. Es hängt an einem Drahtseil und es sieht aus, als könnte man vom Tal aus damit hier hoch gondeln. Nichts da, Mountainbiker müssen schon selber hochkommen. Am Bike hängt ein Schild, das Ersatzteile und Reparaturen anbietet: Willkommen im Mountainbikeparadies Falkenhütte.

 

Schön warme, nach Holz duftende Luft empfängt uns. In der Hütte ist noch nicht viel los. Ein paar Leute laufen auf Strümpfen durch die Flure, den Waschbeutel schüchtern in der Hand haltend, die Hosenträger herunter hängend. Wir melden uns an und richten die mitgebrachten Grüße aus. Alpenvereinsmitglied? Nein. Das müsste man sich überlegen. 18 Euro pro Nase für einmal Hüttenzauber. Wir bekommen unsere Kojen zugeteilt und dürfen die Bikes in den Keller stellen, in die Bikewerkstatt des Herbergsvaters, direkt neben die Dosenvorräte für die restlichen Hüttentage.

 

Die nassen Klamotten sind schnell ausgezogen, das eiskalte Wasser plätschert eiskalt und munter in die Blechwanne. Vor dem Spiegel liegt eine vergessene Tube Zahnpasta. Mit viel künstlichem Gejammer und Gestöhne schrubben wir uns sauber und klettern in die trockenen Klamotten. Schlafplatz herrichten, Rucksack aus- und umpacken, Decken auseinander falten, Matratzen testen…

 

Bei einem kleinen Rundgang ums Haus treffen wir wieder auf den Hüttenwirt: Gespräch über sein altes Geländefahrzeug (18 Jahre ohne Probleme!) und Bikereparaturen… Die Familie Kostenzer bewirtet schon über 60 Jahre in der dritten Generation die Hütte (erbaut 1922). Sohn Peter (Kennzeichen Baseballkappe, Struwwelhaare) bedient, sorgt für Telefonverbindungen und vieles mehr. Das Essen abends ist prima: große Portion Nudeln mit Salat. Soße bekommen wir auf Wunsch ohne Fleisch. Vegan wird hier oben noch mit vegetarisch gleich gesetzt: Den Berg Nudeln krönt noch ein Löffel Käse… wir werden gut satt. Das Bier hilft beim Sattwerden und Runterspülen – und es schmiert die verrückten Gespräche, die dann am Tisch mit den Umhersitzenden geführt werden. Wir sind bis gegen 20 Uhr die einzigen Biker hier oben – Stoff und Anlass für die Wanderer (2 Hesse, 1 Münchener) rechts und links von uns, über das Thema „Radeln in den Bergen“ zu philosophieren. Später setzt sich der urige und engagierte Hüttenwirt noch zu uns und erzählt ein paar Bikegeschichten (Klosezwillinge kommen bis hier hoch zum Trainieren). Einen Zwilling sehen wir am Sonntag dann auch im Engtal – ohne Helm mit schickem Stirnband…

 

Gegen 20 Uhr sehen wir durchs Fenster draußen Lampenlicht durch die Berge zucken, kurz darauf stolpern zwei Biker in die Stube: kurze Hosen an (brrr), einer verletzt im Gesicht und am Knie. Sie sind nachmittags ebenfalls in Mittenwald aufgebrochen und in die Dunkelheit der Berge geraten. Sie wollen eine ähnlich Tour wie wir fahren.
Wenig Schlaf am Vortag, die Höhenmeter in den Beinen, das Bier im Blut – werden wir bald müde und verziehen uns ins Matratzenlager. Dort wird schon geschnarcht, die Kojen knarzen gewaltig und drei Plätze weiter kruschelt jemand stundenlang in einer Nylontüte herum…

 


Falkenhütte/ Karwendel

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