Oberbayern 2007


Mountainbiken in Bayerns Oberland – Miesbach

 

Die Touren
1 Aueralm
2 Rotwandhaus
3 Schliersee-Umrundung
4 Gindelalm und Neureuther Alm

 

 

Tag: Do, 12.04.07
Fahrer/innen: mit Elisabeth
Strecke: Miesbach, Gmund am Tegernsee, Bad Wiessee, Aueralm (1270m), Neuhüttenalm, Hirschhornsattel, Lengries, Mühle, Marienstein, Gmund, Miesbach
Dauer/Länge/Höhenmeter: 6.5 Std / 78 km / 1200 hm (geschätzt)

 

Schilderchaos
Sich im schönen Bayernland zurecht- und wohlzufühlen, ist gar nicht so einfach. Wer über die bayrischen Landschaften berichtet und das Mountainbiken auf bayrischem Boden, kommt an den Menschen, die dort leben und dort Erholung suchen, nicht vorbei… Die Erfahrungen, die wir gemacht haben, sind – wie immer – sehr persönliche.
Schon aus einer bayrischen Stadt heraus aufs Land zu finden, bereitet die ersten Probleme. Schilder gibt es kaum, die einem den schönsten Weg nach draußen weisen. Wir probieren den ein und anderen Weg, ohne rechten Erfolg und weichen zwangsweise auf eine Hauptstraße aus, um zum Tegernsee zu kommen. Der Verkehr ist bei schönem Wetter sehr nervig. Alle (Münchner) wollen in die Berge.
Die sind noch mit Schnee bedeckt und zwar – wie wir bald erfahren werden – im April mit viel Schnee. Bald stoßen wir auf eine hilfreiche Beschilderung: den Bodensee-Königssee-Radweg. Also etwas für Radlfahrer. Singletrails sind in dieser Region ganz selten zu finden. Wir sind einen einzigen gefahren. Nach etwas Wald und einigen Steigungen, wird plötzlich vor uns ein Bilderbuch aufgeschlagen: Der Tegernsee glitzert in der Sonne, die Wiesen leuchten satt grün, die Wälder ducken sich zwar noch braun und dunkel an die Berge, aber der Schnee auf den Gipfeln schimmert blendend weiß – alles zusammengefügt in perfekter Harmonie. Wir lassen uns ergreifen, finden ein Bank…
Um den Tegernsee finden wir gut herum. In Bad Wiessee beginnt die Sucherei nach dem Aufstieg zur Aueralm…

 

Derbe Gesellen
Einen besonders guten Zugang haben wir nicht gefunden, der Weg führte über das Freihaus. Gegen Ende wurde der von vielen Wanderern benutzte Weg sehr steil. Oft lag auch noch Schnee. Dann die Aueralm. Etwas enttäuschend: kein Blick auf irgendeinen See, kein berauschendes Bergpanormana, aber fast alle Sitzplätze belegt. Wir ziehen weiter und packen unsere „Butterbrote“ an einer kleinen Marienkapelle aus.
Die nächsten Ziele heißen Neuhüttenalm und Hirschhornsattel. Immer mehr Schnee liegt uns zu Füßen. Mein Wintertrikot wandert in den Rucksack, der Windstopper allein genügt. Am Hirschhornsattel sitzen schon zwei Mountainbiker, die sich aber gar nicht um uns kümmern. Sie palavern laut miteinander, als wären sie allein auf der Welt oder im Wald, und erzählen sich unter Schenkelklopfen ihre Abenteuer vom Wochenende. Das ging es wohl nur ums Saufen, um die Weiber und um Autos. Warum die mit dem Radl hier hoch gekommen sind???
Und dann finden wir nicht den richtigen Weg zurück zum Tegernsee. Wir wissen trotz intensiven Kartenstudiums vor Ort und zuhause immer noch nicht wieso. Irgendwie war/ist da was faul. Wir halten noch einen Mountainbiker an, der gerade zügig an uns vorbei brausen will. Unsere Gesichter sehen wohl noch nicht ratlos genug aus. Er konnte uns auch nicht groß helfen: entweder zurück zur Aueralm oder runter nach Lenggries. Wir fahren nach Lenggries. Auch unten im Tal brauchen wir lange, bis wir den richtigen Weg finden: wieder den Bodensee-Königssee-Radweg. Durch Wiesen und Auen geht es ziemlich flach zurück in Richtung Tegernsee. Nur einmal wird die Idylle gestört. Schon von weitem sehen wir eine dicke Staubwolke, erzeugt von einem dicken Chevy, sie nähert sich uns ziemlich schnell. Der Wagen ist so breit wie der Weg und weicht keinen Milimeter von selbigem ab. Elisabeth fährt einen halben Meter über die Wiese. Sehr holprig. Ich bleibe ganz rechts auf dem Weg. Der Wagen mit einem bayrischen Kerl drin saust an uns vorbei – und bremst wenige Meter später scharf hinter uns. Kurzer, irritierte Blick zurück: Der bullige Kerl springt aus dem Auto, schwingt die Fäuste und brüllt. Auf Bayrisch. Gut, dass wir es nicht verstanden haben. wir fahren weiter. Was haben wir falsch gemacht? War die Wiese verboten oder der Weg allein für ihn? So hält man die Touristen im Land. Schönes Bayernland. So sauber, so freundlich. Nur Preißen und Mountainbiker mögens nicht so sehr…
Am Strandbad in Gmund gönnen wir uns einen Kaffee und die untergehende Sonne… Über das kleine Örtchen Marienstein kommen wir wieder nach Gmund am Tegernsee.

 

 

 

Tag: Fr, 13.04.07
Fahrer/innen: mit Elisabeth
Strecke: Miesbach, Schliersee, Spitzingsee (1100m), Rotwandhaus (1765m), Soinsee, Geitau, Fischbachau, Elbach, Hundham, Wörnmühl, Parsberg, Miesbach
Dauer/Länge/Höhenmeter: 6 Std / 70 km / 1700 hm (geschätzt)

 

Linsensuppe
Für den nächsten Tag haben wir uns ein fast „hochalpines“ Ziel gesteckt: das Rotwandhaus auf fast 1800m. Gemütlich gehen wir es an: über den Schliersee, kaum Betrieb. Herrliches Wetter. Unfreundliche Mützenbiker, die wir nach dem Weg fragen, weil wieder mal die Beschilderung nicht so eindeutig war. Ein freundlicher, langhaariger Zivilist hilft uns dann weiter mit genauen Informationen.
Hinter dem Ort Schliersee kurbeln wir die Alte Spitzingstraße hoch. Es gibt zwar auch einen Wanderweg zum See, aber dessen Beschaffenheit kennen wir eben nicht. Den letzten Kilometer zum See muss man leider über die viel befahrene Autostraße nehmen. Wir umrunden den kleinen See und finden an seinem Ende die Zufahrt zum Rotwandhaus. Eine Stunde geht es bergauf, anfangs mit mäßiger Steigung, gegen Ende drehen die Räder auf dem Schotter schon mal durch. Viele Wanderer sind nicht unterwegs. Bald kommt das Rotwandhaus in Sicht. Links davon erhebt sich die Rotwand, rechterhand eröfffnet sich ein phantastischer Blick über ein endloses, weißes Gipfelmeer. Auf der Hütte herrscht kaum Betrieb, wir finden ein warmes Plätzchen draußen auf der wettergegerbten Bank und gönnen uns eine Linsensuppe und ein Bier. Dass wir diese Stärkung bald dringend brauchen würden, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht…

 

Im Tiefschnee
Da wir denselben Weg nicht zurück fahren wollten, entscheiden wir uns für den Soinsee. (Alternative: an der Rotwand entlang zur Bergstation). Die Karte verrät, dass es sich dort hinunter um einen Wanderweg handelt. Ab dem Soinsee ist eine Fahrstraße eingezeichnet.
Vor uns machen sich zwei Biker auf denselben Weg. Dass wir mit Schnee zu rechnen haben, ist auch klar, aber… Nach zehn Minuten Tragen und Balancieren über Schnee und Felsen kommt uns – die Bikes geschultert – eine Gruppe junger Mountainbiker entgegen. Na, wie ist die Strecke runter? Ui, ui, nur Schnee bis zum See. Na ja, denken wir, die paar Meter. An einer kleinen Scharte sehen wir dann im hellen Sonnenschein das riesige Schneefeld liegen, das runter bis zur Alm am See erstreckt. Der Schnee ist jetzt so tief, dass wir bis zu den Knien und manchmal noch tiefer im Schnee einsinken. Und: Der Hang, den wir hinunter müssen, ist sehr steil! Im Schneckentempo staksen wir die Spuren der Vorgänger nutzend langsam nach unten. Die Räder schleifen wir neben uns her durch den Schnee. Bald sind unsere Schuhe und Strümpfe vom Schnee vollkommen durchtränkt. Aber das alles stört uns überhaupt nicht. Die Sonne wärmt uns Geist und Glieder. Eine wilde, aber ruhige Landschaft liegt vor uns… Wir genießen das kleine Abenteuer. Fast eine Stunde brauchen wir für den Abstieg, ohne Schnee hätten wir bestimmt auch schieben und tragen müssen. Unten an den beiden kleinen schneefreien Hütten angekommen, begrüßt uns ein Wanderer, der uns wohl schon geraume Zeit beobachtet hat: Ist das eine neue Sportart? Der hat Humor!
Wir machenuns auf den Weg zum Soinsee. Er ist fast immer noch unter einer Schneedecke begraben, auch der Weg liegt noch voll. An zügiges Fahren ist noch nicht zu denken. Erst als wir unten im Tal sind haben wir den Schnee und die klammen Füße (fast) vergessen.
Wiedermal steht ein wenig Verfahren auf dem Programm. Die Beschilderung hat sich uns immer noch nicht erschlossen oder wir machen etwas Anderes falsch. So landen wir dann nicht – wie geplant – wieder am Schliersee, sondern von Fischbachau gelangen wir ins Miesbacher Hinterland. Sollen wir umkehren? Aber wieso eine Strecke zweimal fahren, also behalten wir die Richtung bei. An großen, zum Teil alten Höfen vorbei kommen wir in einen größeren Ort. Wo sind wir. Wir müssen fragen. In Hundham. Wir haben uns eine Kaffeepause verdient und studieren wiedermal die Karte. Wie kommen wir am schönsten zurück? Es geht ein paar Kilometer an einer befahrenen Landstraße entlang. Das gefällt uns gar nicht. Wir halten an einer Kreuzung an. Auch ein Auto hält an und der Fahrer berät uns ortskundig, wie wir auf einem schönen Weg nach Miesbach kommen. Ein freundlicher Bayer und ein Mountainbiker. Schon der zweite nette Mensch an einem Tag! Ein paar Höhenmeter hat er uns noch zugemutet, aber die idyllische und gepflegte Landschaft, das herrliche Wetter verleihen uns ungeahnte Kräfte…

 

 

 

Tag: Sa, 14.04.07 vormittags
Fahrer/innen: allein
Strecke: Miesbach, Schliersee
Dauer/Länge/Höhenmeter: 2 Std

 

Wahnsinnige
So gemütlich wie diese kleine Schlierseeumrundung begann, so ungemütlich endete sie.
Der Weg zum See: wie inzwischen bekannt über Agatharied. Etwas außerhalb von Miesbach findet sich eine Leckerei für Köche und -innen: Massen von wild wachsendem Bärlauch. Der Radweg führt am Friedhof und Bahnhof von Agatharied vorbei und dann etwas oberhalb links über die Straße den „Baumweg“ hinein. Noch kürzer: einen Pfad direkt an der Bahnlinie entlang.
Mein Weg für die Umrundung führte links um den See herum. Der Ort selbst ist touristisch voll ausgebaut. Wer das mag…
Linkerhand auf dem sog. Weinberg thront eine kleine Kapelle. Die weckte mein Interesse. Ein interessanter Fußweg führt hinauf zur St. Georgs-Kapelle aus dem 14. Jahrhundert. Bemerkenswert ist der barocke Hochaltar von 1624, der Bau jedoch ist gotisch. An der Nordwand finden sich Figuren des hl. Sixtus und der hl. Barbara. Am schönsten ist aber von hier oben die Aussicht auf den Ort, den See und die Berge.
Um nochmal zum See zu gelangen, muss man ein Stück Hauptstraße durch den Ort fahren, dann trifft man wieder auf einen Fußweg.
Inzwischen ist es Samstagvormittag geworden, die ersten Wochenend-Radler sind unterwegs. Eine halbe Stunde Rast am rechten Seeufer ist der Beobachtung der Enten und Radler gewidmet. Der Radweg, der hier vorbei führt, kommt etwas von oben herunter, in einer leicht steilen Kurve gelangt man zum Seeufer. Immer mehr Biker sind unterwegs, einzeln in Gruppen. Auch viele Mountainbiker. Erschreckend und gefährlich: Die meisten rasen den kurzen Stich mit Vollgas runter – ohne Helm – von der anderen Seite kommen Spaziergänger und andere Radler. Dass es in der halben Stunde nicht gekracht hat, wundert mich. Für uns war es auffallend, wie viele Mountainbiker zwar ihren Helm dabei haben (dekorativ am Lenker, praktisch auf dem Rucksack), ihn aber nicht aufziehen. Bergauf sowieso nicht, auf flachen Strecken kann ja auch nicht viel passieren…

 

 

Tag: Sa, 14.04.07 nachmittags
Fahrer/innen: mit Elisabeth und Manfred
Strecke: Miesbach, Hausham, Gindelalm (1270m), Neureuther Alm, Gasse, Giglberg
Dauer/Länge/Höhenmeter: 3 Std

 

Hüttenzauber
Onkel Manfred ist diesmal der Guide. Er kennt sich hier aus. Als Wahlmünchner hat er es ja nicht so weit…
In Hausham biegen wir auf ein kleines Teersträßchen ein, das uns gemütlich hoch bis zur Gindelalm bringt. Die Aufteilung der Hütten hier oben ist interessant: die erste für die Touris, die zweite bewirtschaftete für die Einheimischen. An diesem Samstagnachmittag tummelen sich nach getaner Waldarbeit, die Traktoren kreuz und quer geparkt, die Waldarbeiter auf der Hütten. Die Sonne scheint wie gewohnt schön und warm. Da haben die strammen Burschen ihre Oberkörper frei gelegt und jede Menge Touristinnen angelockt. Das Bier schmeckt ihnen auch gut und so steigt die Stimmung auf der Alm schnell schnell…
Eine halbe Stunde später genießen wir die nächste Hütte: die Neureuther Alm. In einer guten Stunde ist sie vom Tegernsee aus zu Fuß zu erreichen. Entsprechend gut besetzt waren die Tische. Die Aussicht auf den Tegernsee und die dahinter liegenden Berge ist postkatenmotivreif.
Wir können die Aussicht und den Kaffee anfangs nicht so sehr genießen, weil uns gegenüber zwei bayrische Jungmänner sitzen und lautstark ihre Erlebnisse und Ansichten von der Welt zum Besten geben. Sie sind hier zuhause und haben keine Scheu vor Fremden…
Über das ruhige, idyllische Miesbacher Hinterland führt uns der Rückweg. Wieder erfreuen wir uns an dem Grün, den ersten blühenden Bäumen, den schönen alten Häusern, den Kapellen und immer wieder an dem Blick zurück auf die Berge.

 

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